Salukis gehören zu den kostbarsten Vierbeinern der Welt: Bis zu 12.000 Euro kostet einer der arabischen Windhunde. Heute sind die Begleiter der Beduinen vor allem Statussymbol für reiche Araber, amerikanische Milliardäre und den englischen Hochadel.
Al Ain – Würdevoll entsteigt Shamsan dem Swimmingpool. Er schüttelt kurz die puscheligen, weißen Ohren und lässt sich elegant im Schatten einer Dattelpalme nieder. Mit gesenktem Haupt lauscht er in die Wüste hinein. Um ihn herum toben auf dem weitläufigen Gelände außerhalb der Gartenstadt Al Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten rund 30 Artgenossen: arabische Windhunde in allen Farben, auch Salukis genannt, an deren freundlichem Charakter und Schönheit sich immer mehr Menschen weltweit erfreuen.
Der wohl wichtigste Züchter dieser edlen Hunderasse in der Golfregion ist Hamad Shaheen Ghanem al Ghanem. Der Gründer und Vorsitzende des Arabian Salouki Center züchtet hier eine reine arabische Abstammungslinie, die es in Europa so unverfälscht nicht mehr gibt. So behauptet zumindest der Herr der Windhunde.
Gastfreundliche und großzügige Gentlemen mit guten Manieren und einer Zuneigung für die feinen Dinge der arabischen Kultur gibt es in der arabischen Welt viele. Hamad al Ghanem aber ist mehr – er ist ein Herr. Wie er dort vor dem Tor seiner Farm nördlich von Al Ain steht, hat schon etwas Druidenhaftes: auf dem Kopf eine Ghutra, gefaltet zu einem Turban im Beduinenstil, dazu eine beige Dishdasha und einen dünnen, hölzernen Führstab in der rechten Hand. “Um Kamele zu führen”, sagt er und lächelt vielsagend, “aber auch Menschen.”
Ein reines Wesen
Al Ghanem führt nicht nur Kamele oder Menschen, er ist auch Herr über ein Rudel von rund dreißig Salukis. Das Wort “Hund” sollte man an dieser Stelle allerdings vermeiden, auch wenn Europäern diese Rasse als “Arabischer Windhund” bekannt ist. Im Englischen wird die Unterscheidung deutlicher: Salukis sind keine “dogs”, sondern “hounds”. Sie sind verwandt mit den Afghanischen Windhunden oder den Greyhounds und die einzige Hunderasse, die von Muslimen als halal, als rein, anerkannt wird, und das nicht nur, weil sie keinen typischen Hundegeruch verströmen.
“Jede Kreatur, die in die Wüste geht, wird automatisch rein” erklärt Al Ghanem und lädt die Besucher ein, auf dem weitläufigen Gehege der Salukis unter einem Zeltdach Platz zu nehmen. Im Hintergrund wartet gut ein Dutzend Tiere auf ihren Freigang. Der ist in zwei Schichten organisiert. Die erste Gruppe von Tieren genießt gerade ihre “Schicht” außerhalb der Käfige, die zweite wartet im Zwinger auf ihren Ausgang.
Überall sind hier Palmen und kleine Gebüsche gepflanzt, und alle paar Meter stehen kleine Swimmingpools, in denen die edlen Kreaturen nach dem Spielen immer wieder Abkühlung finden. Es ist erstaunlich ruhig für die Anwesenheit einer Hundemeute. Natürlich toben die Tiere in Gruppen hin und her, jagen und zwicken sich, doch selten ist einmal Gebell und Gejaule zu hören. Salukis sind unglaublich entspannte und freundliche Wesen, die selbst fremde Besucher offen und freundlich, aber auch zurückhaltend empfangen – wie ihr Herr.
“Die Salukis sind ein Geschenk Allahs”
Die Salukis begleiten die arabischen Beduinen schon seit Jahrtausenden. So sollen die Wüstensöhne früherer Zeit schon mit der Zucht begonnen haben, bevor sie Araberpferde züchteten. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich schon damals von der Sahara bis zum Kaspischen Meer. Man schätzte den Saluki schon früh als Jagdgefährten, der schnell genug war, Gazellen, Hasen und eine Trappenart namens Houbara zu erlegen. Die Wertschätzung ging schon damals so weit, dass der Saluki mit im Zelt seiner Herren schlafen durfte und oft noch vor ihm gefüttert wurde.
“Die Salukis sind ein Geschenk Allahs, zum Vergnügen und Nutzen der Menschen”, so Al Ghanem. Dementsprechend sei ihr Wert in Geld nicht auszudrücken. Man verkaufe die Tiere daher auch als Züchter nur selten und ungern, man verschenke sie lieber in der Familie und im Freundeskreis. Inoffiziell wird der Verkaufspreis für Tiere aus der reinen, arabischen Zuchtlinie mit rund 10.000 bis 12.000 Euro angegeben. Ganz Gentleman lässt Al Ghanem an dieser Stelle offen, ob die schwedische Kronprinzessin Victoria, die ihn kürzlich in Al Ain besuchte, einen Saluki geschenkt bekam oder käuflich erwerben musste.
“Vom Charakter eher so wie Katzen”
Überhaupt ist der europäische Hochadel, besonders der englische, ganz verrückt nach diesen Tieren. In England tauchten die eleganten Jagdgefährten als persische Greyhounds erstmals um 1840 auf, in Deutschland um das Jahr 1863. Ihr Durchbruch – und damit ihre stetig wachsende Beliebtheit – begann jedoch erst 1895, als die Baronin Florence Amherst of Hackney vom Prinzen Abdullah aus Transjordanien mehrere Tiere erwarb und nach England brachte.
Auch in Deutschland findet sich eine immer größer werdende Zahl an Züchtern und Haltern, die sich vom Charakter dieser besonderen Hunderasse hat verzaubern lassen. Rund 2000 Tiere werden in Deutschland gehalten, schätzt Willy Fuchs, seit Jahrzehnten selbst Züchter und Zuchtkommissionsmitglied für die Rasse Salukis im Deutschen Windhundzucht- und Rennverband e.V. (DWZRV). Darüber hinaus kämen jährlich noch 140 bis 150 Salukis aus deutscher Zucht hinzu. Rund 40 Saluki-Züchter gebe es im Bundesgebiet.
Diesen Hunden fehlt komplett das Hündische
Fuchs selbst betreibt seine Zucht namens “El Mahbub” in der malerischen Vulkaneifel und schwärmt vom speziellen, angenehmen Charakter der edlen Vierbeiner: “Diesen Hunden fehlt komplett das Hündische, das viele Menschen nicht mögen”, sagt er, “Salukis sind vom Charakter eher so wie Katzen. Sie lassen sich irgendwo im Haus nieder und liegen dort. Wenn man etwas von Ihnen will, muss man schon zu ihnen hingehen.” Sie seien zwar anhänglich und würden sich dem Menschen gerne anschließen, im Gegensatz zu anderen Hunderassen seien sie ihrem Herrchen aber nicht so sklavisch – hündisch eben – ergeben und würden ihrem “Boss” nicht überall hin folgen. Man merke zu jeder Zeit den besonderen Stolz, der diese Tiere auszeichne.
“Man braucht Toleranz und Verständnis für die Rasse”, so Fuchs. “Salukis sind recht eigenständig, und erwecken den Eindruck, sie könnten auch ohne ihre Menschen überleben und brauchten sie nicht unbedingt. Trotzdem hängen sie doch an ihrer Familie.” Dementsprechend ist der Saluki kein Hund für jedermann, einmal abgesehen davon, dass man den lauffreudigen Tieren viel Auslauf, sprich einen großen Garten, bieten müsse. Die Haltung in einer Etagenwohnung und ein wenig Auslauf in den städtischen Grünanlagen wäre zuwenig.
Hohe Preisgelder für Rennsieger
Doch reich werden die Saluki-Züchter in Deutschland laut Fuchs trotzdem nicht damit. Im Gegensatz zu Pferdezüchtern könne man nicht davon ausgehen, dass Saluki-Züchter alle sehr wohlhabend seien.”Dazu sind die Kosten, die solch ein edles Tier verursacht, einfach zu hoch, vor allem, wenn man beabsichtigt, das Tier auf Zuchtschauen vorzuführen und an Rennen teilnehmen zu lassen”, so Willy Fuchs. Und die Pferdezüchter seien ja sowieso schon reich gewesen, bevor sie mit der Pferdezucht begonnen hätten, fügt er ironisch lächelnd hinzu.
Rund 40 Rennen werden in ganz Deutschland veranstaltet, von Hamburg bis Freiburg, dazu weit über 35 so genannte Coursings, eine auf freiem Feld abgesteckte Rennstrecke, allerdings ohne dort hohe Preisgelder erzielen zu können, wie es in Großbritannien und Irland der Fall ist. Dort habe der kommerzielle Anreiz leider dazu geführt, dass man unter dem Aspekt der Renntauglichkeit viele Tiere aussortiere und töte, wenn sie nicht die erwarteten Leistungen erbrächten. “Davon distanzieren wir Saluki-Züchter in Deutschland uns mit aller Schärfe”, so Fuchs, “es soll eine nichtprofessionelle Liebhaberei bleiben. Uns geht es als reine Amateure nur um die Ehre – und die Schönheit der Tiere.”
Erschienen in manager magazin, 17.10.2012:
http://www.manager-magazin.de/lifestyle/stil/a-860306.html
und Reader´s Digest