Die Küsten rund um die türkische Stadt Bodrum gehören zu den beliebtesten Ankerplätzen für Mega-Yachten aus Russland, USA und der Golfregion. Der Bau des Luxus-Yachthafens “Palmarina” mit Marmorpromenade und “Billionaire Club” hat sich ausgezahlt und wird zum Spielplatz für die “Sultans of Bling”
Bodrum – Eines Morgens liegt sie einfach da. In der Gökova-Bucht bei Bodrum ankert mit gebührendem Abstand zur Küste die 110-Meter lange Superyacht “Radiant” des arabischen Milliardärs Abdullah Al Futtaim aus Dubai, mit 1,6 Milliarden Dollar Vermögen der drittreichste Mann der Vereinigten Arabischen Emirate.
Sanft dreht sich die schwimmende Kleinstadt um sich selbst. Ein LED-Glitzerband in Höhe der Wasserkante leuchtet nachts in die Bucht hinaus, auf dem vierstöckigen Yachtaufbau thront ein Helikopter. Die rund 286 Millionen Euro teure Luxusyacht ist nicht nur mit Raketenabwehrsystemen ausgestattet, sondern auch mit Sonarwaffen, so genannten “Long Range Acoucstic Devices (LRAD)”, die nicht nur Piratenohren bluten lassen können.
Ein James Bond-artiges Mini-U-Boot, ein schwimmender “Panic Room”, ermöglicht sogar die Flucht unter Wasser. Paranoia oder kindische Angeberei eines schwerreichen Mannes?
“Weder, noch”, meint Björn Lauen, deutscher Fotograf und Superyachten-Experte aus Dubai, “auf großen Yachten ist das sogar eher üblich. Die Versicherungen für die Superyachten haben es ganz gerne, wenn auf den Schiffen Marine Security installiert ist. Sonst würden sie die Schiffe erst gar nicht versichern.”
Die “Radiant” ist nicht die einzige Megayacht, die in den letzten Monaten vor den Küsten der türkischen Riviera rundum die Halbinsel Bodrum kreuzte. Auch die “Luna”, die Traumyacht des russischen Milliardärs Farchad Achmedow wurde öfter in der Gegend gesichtet.
Der sogenannte “schwimmende Palast” hat rund 150 Millionen Dollar gekostet und besitzt zwei Helipads, einen überdachten Swimmingpool, ein Speedboat und mehrere Luxussuiten. Achmedow erwarb die Yacht, deren Betrieb rund 50 Mann Besatzung benötigt, von Roman Abramowitsch, als diesem das nur 115 Meter lange Schiff zu klein wurde.
Bill Gates begnügt sich mit fünf Millionen Dollar Charter pro Woche
Geradezu bescheiden mutet dagegen das Arrangement von IT-Milliardär Bill Gates an: Er charterte im Sommer die “The Serene” für einen Familienurlaub im Mittelmeer von Stolichnaya-Wodka-Magnat Yuri Sheffler für bescheidene fünf Millionen Dollar pro Woche. Noch bescheidener trat nur der britischer Thronfolger Price Charles auf: Er und Camilla waren zu Gast auf der 75 Meter langen Yacht “Leander” ihres Freundes Sir Donald Gosling, für 550.000 Euro pro Woche.
Schon seit drei Jahrzehnten kommt der Jetset in den Sommermonaten auf die türkische Halbinsel, um es richtig krachen zu lassen, in den letzten Jahren zunehmend auch aus Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken. Vor allem sie schätzen Bodrum als Spielplatz für Superreiche aufgrund der zahlreichen auf sie zugeschnittenen Angebote.
Dreh- und Angelpunkt des Nachtlebens war und ist das “Halikarnas”, der immer noch größte Open Air Nightclub der Welt. Es ist zwei Uhr nachts, die grünen Finger der Laserlightshow tasten sich an den Hafenmauern Bodrums entlang, die Gemäuer des alten Kastells aus dem 15. jahrhundert erbeben von den extrem lauten Beats. In der Mitte der Tanzfläche dreht sich gerade Jade Jagger im Kreis.
Die Tochter von Mick Jagger betreibt in Bodrum das Restaurant “The Secret Garden” und ist eine Vertreterin der jüngsten Generation von “Beautiful people”, die sich hier schon lange wohl fühlen. Naomi Campbell wurde hier oft im Schlepptau von Abramowitsch gesichtet, und Kate Moss soll sich in der Gegend öfter mal eine Entgiftungskur im “The Detox Bay” gönnen. Früher tobten sich hier unter anderem Prinzessin Margaret, Michael Caine und die Rothschilds aus, und natürlich auch Jades Vater Mick.
Ein Millionärs-Spielplatz für die “Sultans of Bling”
Mit dem “Palmarina” in Yalikavak hat der Jetset seit zwei Jahren einen weiteren Spielplatz. Im Juni 2012 wurde der Luxusyachthafen 18 Kilometer von Bodrum Stadt entfernt feierlich eröffnet, Topmodel Eva Herzigova stand als Taufpatin zur Verfügung. Die “Palmarina” in Yalikavak ist der einzige Yachthafen der Türkei mit Ankerkapazitäten für Super-, Mega-, und Giga-Yachten.
Hier stehen insgesamt 710 Ankerplätze zur Verfügung, davon 70 für Megayachten mit einer Länge von über 40 bis zu 100 Metern. Dazu bietet das Gelände alles, was die wohlhabende Klientel so braucht: einen Ableger des “Billionaire Club” von Flavio Briatore, ein Cipriani, ein NOBU und diverse andere Nobel-Restaurants, dazu eine edle Shoppingmall, Fitnesscenter, Helikopterlandeplätze und feine Unterkünfte wie das Palmalife Marina Suite Hotel oder das Palmalife Marina Boutique Hotel.
Der Yachthafen gehört zur “Palmali Group” von Mubariz Mansimow, einem Oligarchen aus Aserbaidschan, der zwischen 45 und 120 Millionen US-Dollar investiert haben soll. Als Erinnerung an seine Heimat rostet auf der Promenade eine Luxuslimousine des ehemaligen aserbaidschanischen Präsidenten Heydar Alijew vor sich hin.
Auch für die Blaublüter und Milliardäre, die lieber an Land bleiben, bietet die Region immer mehr standesgemäße Übernachtungsmöglichkeiten: Erst im Sommer gesellte sich zum an sich schon breiten Angebot an Luxusherbergen noch das Mandarin Oriental, das auf einem 60 Hektar großen Strandgrundstück auf drei Buchten verteilt im Norden der Halbinsel bei Göltürkbükü neben seinen Zimmern und Suiten noch über 200 private “Residences” zum Kauf anbietet.
Nicolas Berggruen baut minimalistisch-edle Villen
Auf einem 155.000 Quadratmeter großen Grundstück an den Hängen außerhalb Yalikavaks entsteht gerade ein besonders interessantes Bauprojekt: Investor Nicolas Berggruen (in Deutschland bekannt durch die Karstadt-Übernahme) lässt hier nach den Entwürfen des Stararchitekten und Prizker-Preisträgers Richard Meier 23 minimalistisch-edle Villen bauen, jede auf einem 5000 Quadratmeter großen Grundstück.
Meier hat fünf verschiedene Haustypen entwickelt, drei Etagen bieten rund 1100 Quadratmeter Wohnfläche, eine Garage für drei Fahrzeuge und natürlich einen Pool. Der Kaufpreis ist offiziell nicht bekannt. Neben dem Marmara Bodrum, dem Casa Dell’Arte, wo Abramowitsch oft logiert, dem Hilton in Türkbükü oder dem Golden Savoy ist neben 25 weiteren Fünf-Sterne-Häusern das Kempinski Hotel Barbaros Bay eine feste Größe im gesellschaftlichen Leben Bodrums.
Von den dem Meer zugewandten Terrassen des Hauses aus hat man den besten Blick auf die Mega-Yachten, die in der Gökova Bay ankern. Außerdem finden sich hier ein preisgekröntes Spa, ein Privatstrand und ein Infiniti-Pool, aus dem die Türme einer halbversunkenen Moschee im kappadokischen Stil ragen.
Molekulare Cocktails und Whiskey Sour mit Kamillentee
Doch wer illustre Gäste beherbergen möchte, muss sich auch für den Barbetrieb etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Und das tut Bar-Manager Wieland Hartauer in der “Barblue” mit seinen überraschenden Neukreationen: Gin oder Whiskey werden mit subtilen Teearomen verfeinert, alte Originalrezepte wieder aufgegriffen und Cocktails mit Gebäck gepaart. Der kreative Kopf, der auch immer wieder mit “molekularen Cocktails” experimentiert, mixt zum Beispiel einen “Cosmo 1943” nach dem Originalrezept von 1943.
Etwas Außergewöhnliches sind auch die mit Tee aromatisierten Cocktailkreationen wie der “Charles Grey”: Der würzige Earl Grey-Tee wird zur Aromatisierung von Tanqueray Gin genutzt, der anschließend mit Eiweiß, Calamansi-Saft (eine kleine Zitrone aus den Philippinen) und selbstgemachtem Holunderblütensirup gemixt wird. Jasmintee verleiht dem klassischen Margarita-Cocktail in Hartauers Bar einen neuen und überraschenden Twist. Dazu wird passend zum “Maiko”-Cocktail ein zierlicher Margarita-Donut serviert, der das Geschmackserlebnis abrundet. Ungewöhnlich ist auch der “The Chamomile Sour”, ein Whiskey Sour auf Kamillenteebasis.
Warten auf Abramowitsch
Eines Morgens ist die Gökova-Bucht wieder leer, die “Radiant” verschwunden. Hat sie Platz gemacht für einen Milliardär mit einer noch größeren Superyacht? Angeblich hat sich Herr Abramowitsch mit seiner Superyacht “Eclipse” angekündigt. Er soll auf dem Weg von den griechischen Inseln unterwegs in die Gökova Bay sein, um auf einer großen Oligarchen-Geburtstagsparty zu Gast zu sein.
Seine Yacht verfügt über zwei Helikopter-Landeplätze, 24 Schlafkabinen, zwei Swimmingpools, diverse Whirlpools und eine Diskothek. Drei Beiboote ergänzen die Ausstattung, dazu noch ein Mini-U-Boot, das bis zu 50 Meter tief abtauchen kann. Ungefähr 70 Mann Besatzung braucht es, um die schwimmende Festung am Laufen zu halten. Der Wert der 162,5 Meter langen “Eclipse” wird auf etwa 1,2 Milliarden Dollar geschätzt.
In den Hafen von Bodrum oder Yalikavak einlaufen könnte die “Eclipse” nicht. Der Luxusyachthafen “Palmarina” bietet auch nur Ankerplätze für Yachten bis zu 100 Metern. “Das letzte Mal, als Abramowitsch hier war, hat das Sicherheitssystem seiner Yacht das komplette Internet der Region für eine Woche lahm gelegt”, verrät eine Angestellte des Hotels. “Und der Blick auf die Insel Kos war auch für eine Woche verdeckt.”
Erschienen auf managr magazin online, 05.01.2015:
http://www.manager-magazin.de/lifestyle/reise/bodrum-oligarchen-spielplatz-mit-billionaire-club-und-yachthafen-a-1008781.html