In jeder Minute fahren auf Dubais Strassen rund 140 Polizeifahrzeuge Streife, 140 von 600. Eines der Fahrzeuge sticht selbst aus dieser hochwertigen Flotte heraus …
Ein ganz normaler Freitagnachmittag vor der Dubai Mall: Luxusautos halten im Minutenabstand vor dem Haupteingang, Flügeltüren werden hochgefahren, stolze Besitzer in der weißen, Dishdasha genannten Landestracht entsteigen den glänzenden PS-Träumen, übergeben ihre automobilen Schätze den Männern vom Valet-Parking und verschwinden im größten Einkaufszentrum der Welt. Dahinter reihen sich schon zahlreiche SUVs, um ihre kostbare Fracht zu entlassen: Frauen aus den wohlhabenden Familien des Landes, gewandet in schwarzen Abayas und bis auf einen Augenschlitz verschleiert, strömen in die Mall, um ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung zu frönen: Shopping. Unter den schwarzen Gewändern sieht man kurz die spitzen Absätze von Gucci-High Heels aufblitzen.
Bei jeder neuen Limousine zücken Touristen und Gastarbeiter ihre Handys und fachsimpeln über Preise und PS-Zahlen. Doch als plötzlich die Polizei vorfährt, wird es still. Nicht, weil man von der Autorität der Beamten eingeschüchtert wäre, nein: Die Polizisten fahren in einem Bugatti Veyron vor.
Im Einsatz, wo die Stadt besonders “classy” ist
Ein Jahr lang hatte das Dubai Police Department es angekündigt, vor wenigen Wochen war es soweit: Die an sich schon hochkarätige Flotte der Polizei in Dubai wurde noch durch einen Bugatti Veyron gekrönt. „Wir haben das Fahrzeug im Rahmen der Modernisierung unseres Fuhrparks angeschafft, um so unsere Präsenz vor allem in den wichtigsten Touristenzentren weiter auszubauen“, sagt Major-General Khamis Matter Al Mazeina. So wird der Veyron vor allem rund um den Burj Khalifa, die Dubai Mall, die Jumeirah Beach Residence, den Burj Al Arab, dem Shaikh Mohammed Boulevard und überall dort, wo der Tourismus in Dubai besonders „classy“ ist, im Einsatz sein.
Aber nicht nur dort, versichert Brigadier Anas al Matrooshi. In jeder Minute fahren auf Dubais Strassen rund 140 Polizeifahrzeuge Streife, 140 von 600. Der Veyron soll trotz seines herausragenden Status ganz normal in den Arbeitsalltag der Polizei von Dubai integriert werden. So wird er überall in der Stadt präsent sein: Je nach Einsatz und Dienstplan kann die Polizei im Veyron vorfahren, wenn es einen Wohnungseinbruch in Al Barsha aufzuklären, oder einen Streit in einem Parkhaus in Jebel Ali zu schlichten gilt.
Der Bugatti Veyron ist im Besitz des Dubai Government und wird der Police Patrol für ihre speziellen Aufgaben zur Verfügung gestellt. Angeschafft wurde das Fahrzeug von Dubais Kronprinz Hamdan bin Mohammed al Maktoum, dem Sohn des derzeitigen Herrschers Mohammed bin Rashid Al Maktoum. Daher wird das Fahrzeug neben den offiziellen Polizeifarben und den üblichen hoheitlichen Symbolen auch geschmückt sein mit einem Logo der vom Kronprinzen Hamdam ins Leben gerufenen Kampagne „My Dubai“ auf den Nummernschildern.
Die Fahrer des Polizei-Veyron erhalten zwar eine spezielle Schulung, es soll aber kein besonderes Privileg darstellen, den Veyron zu fahren. Prinzipiell kann jeder Polizist im Einsatz einmal hinter dem Steuer des Veyron sitzen.
Die Veränderungen am Fahrzeug, die den Veyron zu einem echten, funktionsfähigen Polizeifahrzeug machen, wurden in Dubai selbst vorgenommen. Dazu gehören die Ausstattung mit einer Blaulichtleiste auf dem Dach des Veyron als auch der Einbau einer modernen Digitalfunk-Anlage, mit der der Veyron an den Polizeifunk der gesamten Stadt angeschlossen ist. Diese ist nun unter einem orientalischen Teppich im Fußraum des Beifahrers untergebracht.
Dubai gilt als eine der sichersten Städte der Welt. Autofahrer lassen ihre Fahrzeuge oft unverschlossen und mit laufendem Motor für mehrere Stunden auf den Parkplätzen der Shopping Malls und Hotels stehen, damit die Klimaanlage weiter läuft, und der Besitzer nach der Erledigung seiner Geschäfte in ein angenehm gekühltes Auto einsteigen kann. Stehlen wird das Auto sowieso niemand.
Auch Frauen können ohne Probleme mitten in der Nacht auf den Strassen flanieren. Ansprechen oder gar belästigen wird sie niemand.
Tödliches Hobby: Sandal Surfing
Eines der größten Probleme in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der aggressive, riskante Fahrstil junger Emiratis zwischen 18 und 30, die mit ihren PS-starken Luxusautos regelrechte Wettrennen auf den Strassen veranstalten. Während man auf der Sheikh Zayed Road im Zentrum Dubais oft Stoßstange an Stoßstange im Stau steht und die Geschwindigkeit streng reglementiert ist, sieht man diese jungen Männer auf den Strassen außerhalb der Stadt immer wieder mit mehr als 200 Stundenkilometern an sich vorbeiziehen. Oft veranstalten die übermütigen Jungs sogar haarsträubende akrobatische Einlagen: sie lassen sich bei hoher Geschwindigkeit und offenen Türen aus dem Auto hängen und schlittern mit den Füssen über den glatten Asphalt. „Sandal Surfing“ nennt sich dieses halsbrecherische, lebensgefährliche Freizeitvergnügen.
Auch wenn der Veyron wohl hauptsächlich Dubais Image als Stadt des Luxus unterstreichen soll: In diesem Fall kann das Fahrzeug in jeder noch so rasanten Verfolgungsjagd bestehen.
Eine Version des Textes ist erschienen im Bugatti-Magazin ettore